„Grusel-Wusel im Budde-Haus“ – Ein Wettbewerb in Leipzig für Halloween (Oktober 2024).
Ivica Lulic und ich haben letztes Jahr an den o.g. Wettbewerb teilgenommen und gewonnen. Unsere Geschichte wurde im Budde-Haus am 31.10. vorgelesen und am 24.10.24 im Radio Blau im Kinderprogramm „Jung und Blau“ ausgestrahlt. Es war uns eine Freude diese Geschichte zusammen zu schreiben. Es hat richtig Spaß gemacht! Herr Lulic und ich kennen wir uns aus dem Neusser Autorenkreis. Als Team ergänzen wir uns gut und arbeiten an mehrere Projekte zusammen.
Und hier kommt die Geschichte:
Alles nur geträumt?
„Ich will nicht hin!“, grummelte Rebecca. „Lieber würde ich zuhause bleiben und mit meinen Freundinnen spielen.“
„Wir haben so oft darüber gesprochen!“, sagte die Mutter. „Wir fahren zu dieser Waldhütte, basta!“
Nach einer Zeit dreht sich der Vater zu Rebecca um: „Wir sind da. Hier steigen wir aus und gehen den Rest zu Fuß!“
Die Sonne war hinter den Bäumen untergegangen, lange Schatten lagen auf dem spärlich besuchten Parkplatz und den Pfaden.
„Lass uns aufbrechen, die Hütte dürfte nicht mehr weit sein“, sagte ihr Vater und nahm den großen Rucksack auf seine Schulter.
Ihre Mutter tat es ihm gleich und reichte Rebecca ihre Tasche. Sie lief widerwillig hinter ihren Eltern her, mit ihrem Handy und eine Taschenlampe in der Hand. Die Kopfhörer in den Ohren gesteckt.
Sie benachrichtigte ihre beste Freundin, Sonia, dass sie nun angekommen seien. Kaum geschickt, kam schon die Antwort. Sonia war auf eine Party und erzählte ihr wie es gewesen war. Rebecca war enttäuscht nicht dabei gewesen zu sein.
Sie folgte dem Pfad und schaute ständig auf das Display ihres Handys, hörte die laute Musik über die Ohrknöpfe. Sie blieb kurz stehen, timte ihre Nachricht an Sonia und setzte sich wieder in Bewegung. Minuten später wurde ihr bewusst, dass ihre Eltern nicht mehr von ihr waren. Eilig lief sie voran in der Hoffnung, sie einzuholen.
Der Weg machte einen Bogen und endete an einer Lichtung, wo sich eine einzige Hütte befand. Diese sah einsam und alt aus.
‚Bin ich hier richtig?‘, fragte sie sich.
Es brannte kein Licht, alles war ruhig, nur der Wind spielte mit den Baumwipfeln. Sie zog ihre Jacke enger um sich. Es war Oktober, die Luft war frisch. Sie näherte sich der Tür und klopfte energisch dagegen, nichts passierte. Schnell zückte sie ihr Handy aus der Tasche und wollte ihre Eltern anrufen. Kein Empfang! Sie schrieb ihnen eine Nachricht kam aber nicht durch. Sie überlegte kurz. Den Weg allein zurückgehen mochte sie nicht. Sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Sie klopfte erneut gegen die Tür, versuchte den Türdrücker. Keine Antwort.
Es fing an zu regnen. Sie musste sich unbedingt Eintritt verschaffen. Schließlich hob sie einen Stein vom Boden auf und warf ihn gegen das Fenster neben der Tür. Das Klirren des Glases wird vom Donnergroll übertönt. Sie griff durch das zersplitterte Glas und öffnete das Fenster. Mittlerweile goss es in Strömen. Eilig kletterte sie über die Brüstung in den Raum und schloß das Fenster. In der Mitte stand ein Sofa. Sie suchte nach einem Telefon, vergeblich, entdeckte aber eine Tür zu einem angrenzenden Zimmer und ging darauf zu.
Sie wollte die Klinke tätigen, da ging die Tür mit einem entsetzlichen Quietschen auf. Rebecca schrie auf vor Schreck. Eine ältere Dame trat heraus, einen Kerzenständer in der Hand. Sie wirkte sichtlich überrascht Rebecca zu sein. Sie starrten sich einen Augenblick lang wortlos an.
„Wer bist du?“, fragte dann die alte Frau. „Wie bist du hereingekommen?“
Sie sah zum gebrochenem Fenster. „Du bist eingebrochen?“
Rebecca brauchte einen Moment. „Ich war mit meinen Eltern zu einer Hütte im Wald unterwegs. Ich habe sie verloren. Da habe ich dieses Haus gesehen und gehofft ich wäre hier richtig!“, sprudelte es aus ihr heraus.
Die ältere Dame sah kurz hinaus. Dunkel wars, der Mond schien hell. Das Gewitter war weitergezogen.
„Du hättest anklopfen können!“, meinte sie mürrisch.
„Habe ich! Es hat nur niemand geöffnet.“, sagte Rebecca kleinlaut.
Beide entspannten sich. Rebecca war erschöpft.
„Ich heiße Dorothea!“, sagte die Frau. „Möchtest du einen Kakao?“, fragte sie Rebecca.
Diese nickte. Dorothea ging zum Herd. kurzer Zeit später händigte sie ihr eine volle Tasse des warmen Gebräus.
„Hier dein Getränk, Rebecca!“
Das Mädchen war verwirrt. Woher kannte diese Person ihren Namen? Sie traute sich nicht nachzufragen.
„Du kannst heute Nacht auf der Couch schlafen. Der Ofen wird noch etwas Wärme abgeben“, meinte sie.
Komischerweise schien sie sich über ihren Einbruch nicht zu ärgern. Als sie näher kam, rückte Rebecca unweigerlich weiter in die Ecke des Sofas. Die Frau war ihr unheimlich und sympathisch zugleich. Sie wusste nicht, wie sie sich ihr gegenüber verhalten sollte.
Dorothea griff nach Rebecca, da schreckte das Mädchen hoch. Verwirrt brauchte sie einen Moment, um sich zu erinnern, wo sie sich befand. Die alte Hütte! Hatte sie das alles nur geträumt? Rebecca setzte sich auf und rieb sich die Augen. Der Mondschein leuchtete den Raum.
Da hörte sie in der Ferne ihren Namen. Hastig stand sie auf und schlüpfte aus dem Haus, ohne sich weiter umzusehen.
„Mama! Papa!“, rief sie so laut sie konnte.
Kurzer Zeit später schlossen sie sie in ihre Arme.
Am Morgen, nachdem Rebecca ihre Eltern die ganze Geschichte erzählt hatte, gingen sie zurück zum Haus der alten Dame. Die Eltern waren neugierig, wo ihre Tochter die Nacht verbracht hatte.
Immer noch unsicher, ob jemanden dort wohnte klopften sie an die Tür, aber niemanden machte auf. Ihr Vater spähte in das Haus hinein. Die Möbel waren dick mit Staub bezogen, überall waren Spinnweben zu sehen.
„Es sieht unbewohnt aus!“, rief er.
„Unmöglich! Ich habe auf der rechten Seite ein Fenster eingeschlagen.“ Sie lief dorthin und stand verdutzt vor einer intakten Scheibe. Kein Loch zu sehen, nicht mal ein Riss.
„Dorothea!“, rief Rebecca.
Sie ging zurück zur Haustür, drückte die Klinke runter und trat ein. Die Tür war nicht abgeschlossen! Alles war mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Ihre Fußspuren waren deutlich zu sehen. Nur ihre? Was sollte das bedeuten?
Das Schlafzimmer der alten Damen war leer. Auch hier lag der Staub fingerdick auf allem. Ihr kam alles so seltsam vor. Verständnislos verließen sie das Häuschen. Jeder in seinen Gedanken versunken, stolperten sie fast auf den Ranger, der seine Runde, wie jeden Morgen, drehte.
Ihr Vater fragte gespannt: „Seit wann steht die Hütte drüben leer?“
„Dorotheas Haus?“, wollte der Ranger wissen.
Rebecca zuckte bei dem Namen und nickte kurz.
„Es steht schon eine ganze Weile leer. Vor 20 Jahren ist etwas Merkwürdiges passiert hier. Keiner weiß genau was, nur eines Tages war die alte Dame verschwunden. Einfach so. Wir haben nie mehr von ihr gehört“, erzählte er.
Rebecca fröstelte. Sie hatte doch nicht geträumt. Diese Dorothea existierte und sie hatte sie gesehen.
„Man sagt, dass ihr Geist immer noch im Haus spuckt und den Irrenden Schutz bittet!“ Er lachte laut. „Eine Legende! Ich persönlich glaube nicht daran!“, fügte er hinzu.
Verwirrt schaute Rebecca zu ihren Eltern. Sie dankten dem Ranger und folgten dem Pfad zu ihrer Unterkunft.
Rebecca würde dieses Erlebnis niemals vergessen.